Der Fall der Rollenspielgötter
Seit Jahren ranken sich immer wieder Gerüchte um ein Remaster oder Remake der Mass Effect Trilogie, oder zumindest ihren Release für die aktuellen Konsolen. Die Reihe konnte trotz ihrer Schwächen, wie dem unausgegoren Ende, eine treue Fan-Gemeinde hinter sich versammeln. Mit dem Erscheinen der nächsten Generation nimmt die Wahrscheinlichkeit erneut stark zu, dass Commander Shepard einmal mehr Werbung für sein Lieblingsgeschäft auf der Citadel macht.
Bioware und EA könnten den einfachen Weg gehen, den Spielen neue Beleuchtung verpassen, die Texturen etwas auffrischen und das ganze als Paket für den PC und die neuen Konsolen veröffentlichen. Grade die Playstation Gemeinde dürfte es freuen. So ist diese doch bislang nicht in den Genuss des ersten Teils gekommen.
Aber warum den einfachen Weg gehen, wenn dieser auch steinig und schwer sein kann? BioWare ist ein Sorgenkind der Spielerschaft. Der Mass Effect Ableger Andromeda wurde nur semi-gut angenommen, was vor allem an einer verbuggten, unfertig wirkenden Release-Version lag. Als es nicht den erhofften Erfolg brachte, stellte EA die Produktion, der in Planung befindlichen DLCs, ein und verzichtete darauf die Story fortzusetzen.
Den deutlich größeren Schaden erlitt das Studio jedoch mit dem völlig misslungenen Release des GAAS Titels „Anthem“ im Jahr 2019. Seitdem verliert ein Großteil der ehemaligen Fans das Vertrauen in die altehrwürdige Rollenspielschmiede.
Wie könnte das Studio dieses Vertrauen also wiederherstellen?
Trommelwirbel…Mit einem Mass Effect Remake! Natürlich nicht mit einer gewöhnlichen grafisch aufgehübschten Version, sondern einer Neuauflage im großen Stil.
Eine Mass Effect Definitive Edition?
Das Abenteuer Shepards als einzelnes Spiel, portiert auf die Frostbyte Engine und mit harmonischem Gameplay. Die alte Trilogie plagt der stetige Wechsel im Spielgefühl und in den Möglichkeiten. Besonders stark äußert sich dieses Problem zwischen Teil 1 und 2. Während der Erstling noch einen etwas klassischeren Action-Rollenspiel Ansatz wählte, driftete der Nachfolger eindeutig in Richtung Action. Inkonsistenzen wie die Tatsache, dass sich die Waffen plötzlich Munition genehmigten, waren da schon eher eine Nebensächlichkeit.
Studiointerne Wechsel, auch bei den Writern, sorgten unter anderem für den abrupten „Neustart“ Shepards im zweiten Teil. Zusätzlich verbaute BioWare sich mit dem, zugegebenermaßen großartigem, Finale des mittleren Ablegers viele Storystränge für die beteiligten Charaktere, da schlichtweg nahezu jeder NPC sterben konnte. So wurden lediglich die wichtigsten Charaktere im Finale in eine relevante Richtung weiterentwickelt, und der bekannte und beliebte Cast durch erzwungen wirkende Neuzugänge ersetzt.
Diese Probleme könnte das Studio auf diese Weise angehen. Sie hätten die Möglichkeit, das Finale des zweiten Teils abzuändern oder sich zusätzliche Zeit für weitere Storystränge im letzten Akt zu nehmen. Das Mako-Gameplay könnte für die gesamte Trilogie auf eine Stufe gebracht werden. Das zwar deutlich weniger nervige, dafür aber unglaublich langweilige Scannen der Planeten sollte der Vergangenheit angehören.
Eventuell ließen sich sogar einzelne Missionen zur Andromeda-Initiative eingliedern, um so den Weg zu einer erfolgreichen Fortführung des Ablegers zu ebnen.
Mass Effect als Andromeda-Sequel
Überhaupt stünden der Trilogie viele Spielmechaniken des Nachfolgers gut zu Gesicht. Das Erforschen unbekannter Planeten und Lebensformen, eines der Kernthemen des ersten Teils, wurde im Spin-Off durch ein durchdachteres Open-World Gameplay endlich interessant.
Das Kampf und Skillsystem fühlte sich deutlich freier an, und ermöglichte dem Spieler viel mehr Taktiken als zuvor mit Shepard.
Das sahen auch überwiegende Teile der Spielerschaft so, und insofern wäre es nur konsequent dem beschrittenem Pfad in dieser Hinsicht treu zu bleiben und das Remake nach dem Vorbild seines Vorgängers/Nachfolgers zu entwickeln.
Zusätzlich wäre das Studio vermutlich durch die neuen Festplatten der Next-Gen Konsolen bisherige Aufhänger wie kaschierte Ladezeiten und überlange Landungssequenzen zu umgehen.
Ist das also der Weg?
Ein solches Projekt wäre für BioWare und EA natürlich mit deutlich höherem Kostenaufwand verbunden als ein einfaches Remaster. Je nach Produktionsaufwand könnte man vermutlich noch nicht einmal die Voice-Lines der ursprünglichen Reihe wiederverwenden. Und dennoch wäre es, zumindest aus meiner Sicht, eine beinahe narrensichere Investition, denn Studio und Publisher würden auf ein bekanntes Pferd setzen. SquareEnix beweist aktuell mit dem Remake von Final Fantasy 7 wie gut Neuauflagen längst bekannter Geschichten mit einigen Ergänzungen ankommen. Natürlich ist das Original des japanischen RPG’s ungleich älter, doch die Gelegenheit für Commander Shepard in all seiner alten und neuen Pracht zurückzukehren war vielleicht nie größer, als im Angesicht von BioWares aktueller Krise und dem anstehenden Release der Next-Gen Konsolen.
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