New World: Neue Hoffnung

New World ist ein Sonderling. Klassische MMO’s sind von großen Publishern eigentlich seit Jahren nicht mehr zu erwarten.  Sie sind zu groß, zu teuer und zu wenig erfolgversprechend geworden. Wie bereits im Artikel zu The Old Republic erwähnt, bissen sich bereits Größen der Industrie wie EA und das erfahrene Studio BioWare an World of Warcraft die Zähne aus. NCSoft zum Beispiel übergab Wildstar im Jahr 2018 dem Fährmann.

Nun jedoch möchte sich ein Gigant am Genre ausprobieren, und es aus der Nische heben, in die es sich einst selbst manövriert hat. 

Wenn ein Bücherhandel Spiele macht

Die Amazon Game Studios entwickeln jetzt seit mehrehren Jahren das MMO New World. Der Entstehungsprozess des Ganzen ist fast so interessant wie das Spiel selbst.

Ursprünglich angekündigt als großes Sandbox-Abenteuer mit Fokus auf PvP und Spielerwirtschaft, welches auf der Erfolgswelle der Survivalspiele mitreiten wollte, änderte Amazon das Konzept gegen Ende des letzten Jahres.

Nicht mehr PvP ist der Fokus, sondern der Kampf gegen computergesteuerte Monster und Gegner sowie die Erkundung der Insel Aeternum.

Im Gleichen Atemzug krempelte Amazon das kontroverse Setting um, das im Vorfeld einiges an Kritik auf sich gezogen hatte.

Ursprünglich sollten die Spieler eine alternative Variante der namensgebenden neuen Welt entdecken, ein Begriff, der oftmals auch in während der Zeit der Kolonisation der amerikanischen Kontinente durch die Europäer verwendet wurde. 

Dass Look und Feeling der Ausrüstung und Waffen dabei im nicht geringen Maße an Armeen wie die Brieten des siebzehnten Jahrhunderts erinnerten, warfen viele Kritiker Amazon nicht ganz zu Unrecht fehlende Sensibilität vor. 

So sah New World vor dem Rework aus

Auch wenn ich den Entwicklern hier keineswegs böswillige Absicht unterstellen möchte, war das Ergebnis doch vergleichsweise ungünstig ausgefallen.

Auch wenn eine umfassende Änderung des Settings aus meiner Sicht nicht nötig gewesen wäre, so stellt diese Maßnahme seitens Amazon doch sicher den richtigen Schritt dar.

New World goes Fantasy

Nun dreht sich alles um die bereits erwähnte Insel Aeternum, welche immer mehr korrumpierte Auswüchse alter Magie zeigt, je tiefer man ins Landesinnere vordringt. Dabei trifft man auf die Überreste vergangener Expeditionen längst verfallener Kulturen, welche allesamt hinter einer wertvollen, magischen Ressource auf der Insel her waren.

Die auf ihr lebenden Kreaturen sind fantastisch, und von der Magie beeinflusst. Das Spiel arbeitet neuerdings stark mit kräftigen Farben und halt allgemein einen deutlichen größeren Fantasyeinschlag als noch die ersten Versionen.

So kann die Spielwelt neuerdings aussehen

Gut Ding will Weile haben

Nicht nur die Überarbeitung des letzten Jahres stellt ein gutes Zeichen dar. Auch die Tatsache, dass Amazon des Release des Titels nochmals um ein halbes Jahr in die zweite Jahreshälfte 2020 verschob zeugt vom Willen des Publishers, diese Unternehmung zu einem Erfolg zu machen.

Und das Spiel erfüllt alle Vorrausetzungen dafür. Die Grafik ist stimmig, das Kampfsystem ist actionbasiert und es stehen zahlreiche Waffen zur Auswahl. Das Setting ist einzigartig genug um Interesse zu wecken, und es bietet Inhalte sowohl für PvE als auch für organisierte PvP Spieler. 
Doch das traurige Beispiel Wildstar zeigt gleichzeitig auf, dass all diese Tatsachen nich nicht den Erfolg eines Spiels garantieren.

Nach Release darf sich Amazon nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen und muss kontinuierlich für Nachschub sorgen. Es muss das Balancing im Auge behalten, besonders im Hinblick auf die verschiedenen Waffenarten und das Handwerk, welches nach wie vor einen nicht unerheblichen Teil des Spiels ausmachen soll. 

Glaubt man den Kommentaren der Alpha-Tester, dann war die Verschiebung bitter nötig. 

Amazon sollte sich trauen, den Titel notfalls auf das Jahr 2021 zu verschieben, um die Qualität sicher zu stellen.

New World ist in der Grundvariante bei Amazon direkt und auch bei Steam für jeweils 40€ erhältlich. Am 23. Juli startet eine Closed Beta.

Wunschträume

Die nächsten Jahre wird sich herausstellen, ob die klassische Form des Genres überleben wird, und ein Erfolg oder Misserfolg des Triple AAA Anwärters wird sich auch unweigerlich auf andere Hoffnungsprojekte wie Ashes of Creation auswirken.

Das gigantische Unternehmen hat die Chance, ein Genre zu retten oder zumindest zu bewahren. Artikel wie dieser schreiben gerne und oft den nächsten Messias der Online-Rollenspiele herbei und sind damit eigentlich Teil des Problems. 

Nicht zu vergessen ist, dass Amazon auch Switch gehört, die derzeit größte Streaming-Platform. Das bringt nicht nur Vorteile für Werbung mit sich, Amazon hat auch schon angekündigt die Platform aktiv ins Spielgeschehen einzubinden, wie etwa in diesem Artikel von Mein-MMO zu lesen.

Unabhängig davon wünsche ich mir nichts anderes als die meisten Spieler: Wieder hunderte Stunden in eine immersive Welt versenken zu können, oder das Langeweile aufkommt. New World ist in den nächsten Jahren, zumindest aber in näherer Zukunft unsere beste Chance darauf!

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