Call of Duty: Modern Warfare – Umfangreiche Schießbude

COD: MW Font

Die früher wegweisende Call of Duty Serie war für viele beherzte Gamer lange ein Quell von herber Enttäuschung. Die immer moderner werdenden Settings erzeugten Eintönigkeit und konnten Konkurrenten wie Titanfall 1 & 2 nur wenig entgegensetzen. Einzelspieler-Kampagnen kamen einem vor wie billiges Werbematerial und manifestierten Call of Duty als das Klischee der Ein-Mann-Armee.

Und so metzelte man sich durch eine Gruppe NPCs nach der anderen und wunderte sich, ob der Intelligenz der Fisch KI in Super-Mario 64 von 1996. Denn selbst an der scheiterte man krachend in dem berüchtigt schwachen Call of Duty: Ghosts.

Die neuen Möglichkeiten, wie Exosuit und Jetpack, hätten die Spiele bereichern sollen. Leider war man damit weniger Erfolgreich. Im Einzelspieler wurden die offensichtlichen Probleme in der Map-Planung und die Schwächen der KI immer deutlicher. Starres verharren in der Deckung erscheint kaum sinnvoll in Anbetracht einer Exokampfmachiene nur wenige Meter von einem entfernt. Der Multiplayer hingegen brillierte durch Gleichförmigkeit. Zwei Teams stürmen konstant aufeinander zu… laufen an Wänden… springen über Busse… klettern auf Dächer… und am Ende gewinnt jener, der gerade das Glück hatte den Gegner zufällig zuerst vor die Flinte zu bekommen.

Das reicht sicherlich für eine Stunde Spaß bei einem netten Bierchen; Faszination für hunderte oder tausende Stunden bietet es aber nicht. Also erinnert man sich an die “GUTE ALTE ZEIT.”

Die gute neue Zeit

Mit der guten alten Zeit meinen viele die originalen Modern Warfare 1 & 2, während MW3 bereits schwächelte. Diese Serienableger zeichneten sich vor allem durch ihr Setting in der Zeit moderner Kriegsführung und bis heute beliebte Charaktere aus. Captain John Price oder Nikolai sollten wohl jedem Freund der ordentlichen Schießbuden ein Begriff sein.

Es gab ein Umdenken in der Industrie. Zurück zu den Wurzeln schrie es aus den Foren, und das so laut, dass selbst in den letzten Büros der Konkurrenten von EA klar wurde, was kommen muss. Battlefield 1 war die erste Folge dieses Umdenkens und wurde ein mega-Erfolg. Activision musste nachziehen und lieferte Ende 2017 Call of Duty: WW2.

Aber was nun? Eigentlich lag es auf der Hand, denn es wurde ja so lange gefordert!

Call of Duty: Modern Warfare musste endlich zurückkehren!

Mit der Leistung moderner Computer (Konsolen wohl erst in der nächsten Generation) sind den kreativen Möglichkeiten der Entwickler heute kaum noch Grenzen gesetzt. Beliebig großen Bombass in der Einzelspielererfahrung und FPS-Perfektion im Multiplayer sollten kaum Grenzen gesetzt sein.

Schön mächtig.

Grafisch fährt Call of Duty: Modern Warfare fast alles auf was man bieten kann. Noch nie sah ein Call of Duty so gut aus; Noch nie hörten sich das abfeuern einer Kar98 so mächtig an; Lange nicht mehr spürte ein Call of Duty Spieler die Kraft seiner Waffe besser! Denn ja, auch Infinity Ward hat erkannt, dass Rückstoß ein spiel-tragendes Element sein kann, wie Counter Strike Spieler schon seit dem Jahr 2000 erkannt haben.

Ein Blick durch das Zoom-Visier sah auch noch nie so gut aus. Ein optisch ansprechender Effekt in der Visierung ersetzt das langweilige klassische Heranzoomen. Texturen sind auch in hohen Stufen super-hochauflösend und Kanten klar zu erkennen.

Auf leisen Sohlen und im Sturm!

Die Einzelspieler-Kampange geht den richtigen Weg. Viel mehr Realismus hat den Weg in die Call of Duty Serie gefunden und erfreut jetzt mit lauten und vor allem leisen Tönen. Ein Sturm auf einen russischen Flugplatz im imaginären Urzikstan mit einigen Aufständischen? Kein Problem, du tötest also Russen; Aber nur die bösen!

Das Erstürmen eines Hauses voller Terroristen? Sicherlich, aber wohl kaum stürmen. Wer hier einfach losrennt wird wohl schon auf mittlerem Schwierigkeitsgrad schnell das zeitliche segnen. Terroristen die sich hinter Frauen und Kindern verstecken und viele andere böse Überraschungen warten. Türen in Zeitlupe eintreten gehört der Vergangenheit an! Noch nie war das bewaffnete Eindringen in ein Gebäude in einem Call of Duty so unglaublich spannend inszeniert.

Terroristen töten um jeden Preis? Einfach mal draufhalten, es wird ja die Richtigen treffen? In diesem Call of Duty nicht möglich. Ein im Eifer des Gefechtes, eines Terrorangriffes am Piccadilly Circus, von eigenen Kugeln getroffener Kamerad fällt; Zivilisten fliehen panisch durch die Gegend. Die Anzahl der Kollateralschäden wird nach Abschluss der Mission im Menü klar bewertet. Gezielte Schüsse auf echte Bedrohungen zeichnen den Spieler durch eine “A” Bewertung aus.

Hinter Ecken, am Boden, auf Dächern…

Der Multiplayer bringt auf den ersten Blick weniger Änderungen, als man hoffen könnte. Die großen “Ground War” Karten mit bis zu 64 Spielern sind leider nichts, was ein Battelfield nicht längst besser konnte. Im Prinzip verlängern sich, im Gegenzug zu normalen Matches mit Flaggen-Eroberungen, nur die Distanz zum nächsten Feind und die Anwesenheit von mittelmäßig effektiven Fahrzeugen. Die sonst sehr effektiven Schrotflinten sind hier wenig bis kaum brauchbar. Schwere Scharfschützen Gewehre hingegen stärker als je zuvor.

Und hier beginnt auch ein zentrales Problem auf großen, bis mittleren Maps. Der eigentliche positive Fakt, dass die Karten mittlerweile erheblich verwinkelter und vertikaler sind, wird leider von einer unübersichtlichen Realität eingeholt. Um jede Ecke sind problemlos zehn gute Plätze um erschossen zu werden, mit nur wenig Chancen sich zu wehren. In Gläser pissen war nie effektiver.

Nun könnte man behaupten, dass taktisches Warten Teil eines minimal realistischen Shooters sein sollte. Daran ist auch nichts auszusetzen, jedoch fehlt es gerade in klassischen Spielmodi wie TDM einfach an Motivationen für viele Spieler überhaupt aktiv teilzunehmen. Und so bewegen sich von 20 Spielern nur 8 über die Map, während 12 irgendwo verschimmeln. Dieses Verhalten wird durch verhältnismäßig seltene Tode und somit viele Killstreaks mit dieser Strategie auch noch verstärkt. Hier muss man jedoch hinzufügen, dass Killstreaks in diesem Call of Duty verhältnismäßig fair sind und selbst die stärksten kein ganzes Match zerreißen.

Im Fazit lässt sich sagen, dass der Multiplayer klar auf den ohnehin starken Grundlagen aufbaut, wahrlich aber kein Meisterwerk ist.

Schießbude ist brauchbar.

Wie viele Vorgänger besitzt auch Call of Duty: MW einen PVE Koop Modus. Dieser startete sehr schwach mit nur zwei Missionen. Die als “klassische Spezialeinheit”bezeichneten Missionen sind kleinere Missionen zum reinen Zeitvertreib. Die Maps sind zum Teil direkt aus der Kampagne übernommen und bieten wenig spielerische Tiefe.

Die größeren Missionen sind da schon stärker. Unterschiedliche auswählbare Fähigkeiten bringen etwas mehr Tiefe und Teamplay bei, jedoch werden diese Starken nur mit einem eingespielten, kommunikativen Team aus Freunden wirklich sinnvoll.

Überraschend ist hierbei häufig der recht knackige Schwierigkeitsgrad, an dem man auch mit erfahrenen Spielern häufig genug scheitert. Generell werden Einzelkämpfer sehr schnell und präzise bestraft. Ob dies eine bewusste Mechanik ist, oder an manchmal eher mäßig sinnvoll platzierten Spawn-Punkten liegt, ist schwer zu sagen. Das Gegner aus längst gesäuberten Gebäuden kommen ist jedenfalls ein häufig auftretendes Szenario.

Gerade in den längeren und als besonders schwierig ausgewiesenen Missionen ist zudem Munitions-Mangel ein Thema. Zwar findet man regelmäßig Munition in Kisten, die man auch selber platzieren kann, jedoch dies oft nicht häufig genug. Und so kann man beim Abwehren von Gegnerwellen früher oder später nichts anderes tun, als sein vorsichtig zusammengestelltes Loadout wegzuwerfen und sich für die generische AK-47 des letzten Gegners zu begeistern. Nervig.

Und dann gibt es ja auch noch die übergroße Schießbude Warzone, die dem Erfolg des Hauptspiels in Nichts nachsteht. Wie man die Map Verdansk jedoch in ihre Einzelteile zerlegt, das ist Stoff für einen weiteren Artikel.

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