Die Switch als Handheld habe ich lange Zeit ignoriert. Ich habe eine lange und erfüllte Kindheit mit den Handheld-Konsolen der 2000er verbracht. Vielleicht sogar eine zu erfüllte, denn nach den ersten Spielen für den 3DS hatte ich die Nase endgültig gestrichen voll von kleinen, verpixelten Bildschirmen, Analog-Sticks welche den Namen noch nicht einmal verdienen, und den Nackenschmerzen.
Das Gaming-Zeitalter des Smartphones ignoriere ich sogar bis heute geflissentlich.
Die Nintendo Switch, das letzte Meisterstück der Japaner, musste ich mir trotzdem am Release-Tag zulegen, nicht nur wegen der zahlreichen in Aussicht stehenden Exklusivtitel.
In diesen langen drei Jahren habe ich die Konsole bis vor kurzem insgesamt vielleicht drei Mal aus ihrem Dock entfernt.
Mein Portfolio beschränkte sich ausschließlich auf jene Spiele, welche auf anderen Konsolen nicht erhältlich sind oder waren.
In die Hand gezwungen
Vor Kurzem musste ich jedoch umdenken. Während der Corona-Zeit auf Heimaturlaub, aus Sicherheitsgründen möglichst an das Haus gebunden, blieb mir nichts anderes mehr übrig als in den sauren Apfel zu beißen.
Ich musste wieder auf einem “Handheld” spielen. Animal Crossing kam da grade recht, und nach den ersten Stunden war es um mich geschehen.
Es ist so einfach, die Studienunterlagen mal für ein paar Minuten zu Seite zur legen um diesen einen letzten Fisch zu fangen, oder den neuesten Geldbaum zu ernten. Warum habe ich diese Dinger eigentlich nicht im Garten stehen? Die Auflösung vieler Titel auf dem kleinen Bildschirm ist famos, die Schrift ist gut lesbar, und sollte doch mal Not am Mann sein, gibt es eine Zoom-Funktion!

Und so wurde es bald schon nicht nur Animal Crossing. Ich begann mir Titel anzuschaffen, die ich auf anderen Geräten längst gespielt hatte, teils für deutlich weniger Geld.
Eine Runde performantes Darkest Dungeon auf dem Balkon? Kein Problem. Die beste Version des grandiosen Dragon Quest XI gemütlich im Sessel spielen, und dabei nur einen geringen Unterschied bemerken? Aber sicher doch!
Aus wenigen Stunden wurden Tage und ich holte unter anderem das letzte Pokemon nach. Ein großer Exklusivtitel auf einem so “kleinen” Bildschirm…das wäre die letzten Jahre undenkbar für mich gewesen.
Die “Switch” als Handheld gewann in meinen Augen klar an Format.
Die Schattenseiten
Natürlich ist nicht alles Gold was glänzt. Die Handheld Umsetzung mancher Titel ist bei weitem nicht perfekt, die Grafik ist nicht stimmig oder die Steuerung lässt im Eifer des Gefechts zu wünschen übrig.
Besonders schmerzt mich die Umsetzung zwei meiner absoluten Lieblingsspiele, der Xenoblade Chronicles Teile. Obwohl beide Spiele auf einem großen Monitor oder Fernseher zum Dahinschmelzen aussehen, lässt die Auflösung doch stark zu wünschen übrig wenn die Konsole sich nicht im Dock befindet.
Zu wenige Spiele machen Gebrauch vom Touchscreen, einige Nutzer sind sich noch nicht einmal darüber im Klaren das die “Switch” überhaupt einen hat.
Die Akkulaufzeit der ersten Generation ist recht beschränkt, und ausgedehnte Sessions sind nur in Reichweite einer Steckdose oder Powerbank möglich.
Ich bereue!
Dennoch, trotz all der kleinen Fehler, habe ich wieder Spaß daran unterwegs zu spielen. Im Zug, Im Wartezimmer, abends eine gemütliche Runde zum Entspannen, ohne sich langwierig vor einem dazugehörigem Gerät zu platzieren.
All das ist dem Internet natürlich hinlänglich bekannt. Ich jedoch habe mich dem Lob lange verschlossen, und ich befürchte, ich bin nicht der Einzige.
Deswegen möchte ich die wenigen Seelen, die ebenfalls ungern zu mobiler Unterhaltung greifen die Switch als Handheld einmal ans Herz legen.
Sie macht vieles richtig, was wir an Qualität und Bombast ihrer großen Brüder vielleicht vermissen mögen.